Die Geschichte der Fernwärme

Ein Haufen Hackschnitzel vor einem Biomasseheizkraftwerk

Rund 30 % der österreichischen Hauptwohnsitze werden bereits mit Fernwärme beheizt – Tendenz steigend. Bei etwa 4 Mio. Hauptwohnsitzen entspricht das gut 1,2 Mio. Haushalten. Das erklärt, warum Fernwärme einer der wichtigsten Hebel für Klimaschutz und Versorgungssicherheit ist.

Ein kurzer Blick zurück: Wie die Fernwärme entstand


Die Idee, Wärme zentral zu erzeugen und über Leitungen zu verteilen, wurde im 19. Jahrhundert erstmals wirklich umgesetzt. Als erster kommerziell erfolgreicher Verbund gilt Lockport (New York) 1877, initiiert vom Ingenieur Birdsill Holly. Damit war das Grundprinzip moderner Fernwärme geboren.


In Europa folgten ab den 1920ern erste Netze, oft gespeist mit Abwärme aus Müllverbrennung: Paris war 1927 die erste europäische Großstadt mit eigenem Fernwärmenetz, Zürich  nutzte ab 1928 die Abwärme der KVA Josefstrasse, später zogen noch Lausanne und Basel nach. Auch in Hamburg ist Fernwärme seit Jahrzehnten ein zentraler Baustein der Stadtenergie – heute wird dort die Dekarbonisierung mit dem Ersatz von Kohle-KWK aktiv vorangetrieben.


Österreichs Weg: Von der KWK-Pionierzeit zur erneuerbaren Wärme


In Österreich nahm die Fernwärme in den 1950er/60er-Jahren Fahrt auf – angetrieben durch Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und den steigenden Energiebedarf der Städte. Spätestens seit der Ölkrise der 1970er ist sie fester Bestandteil der Wärmeversorgung. Heute gilt: Die Dekarbonisierung der Fernwärme ist ein Schlüssel zur Klimaneutralität bis 2040, und Österreich integriert Schritt für Schritt  erneuerbare Quellen  in die Netze.


Aktuell liegt der Erneuerbaren-Anteil in der österreichischen Fernwärme bei rund 48 %, wobei der Löwenanteil auf Biomasse entfällt - insbesondere dank über 2.400 kleiner, biomassebasierter ländlicher Netze.

 Österreich in Zahlen 


  • 30 % der Hauptwohnsitze heizen mit Fernwärme. Das sind rund 1,2 Mio. Haushalte.
  • Circa 48 % Erneuerbaren-Anteil in der Fernwärmeerzeugung, überwiegend Biomasse, tausende kleine, ländliche Netze als Treiber.
  • EVN Wärme betreibt 80 Biomasseanlagen, also rund zwei Drittel der kommunalen Fernwärme aus Biomasse. Aktuell laufen Großprojekte wie das Thermenregion-Netz (~150 km). 

Biomasse: Regional, verlässlich und CO₂-arm


Biomasse, vor allem Holzhackschnitzel aus nachhaltiger Forstwirtschaft, ist Teil des natürlichen Kohlenstoffkreislaufs. Richtig eingesetzt liefert sie verlässliche Grundlast und ergänzt andere erneuerbare Wärmequellen wie Abwärme, Großwärmepumpen, Geothermie oder Power-to-Heat. Österreichische und europäische Analysen zeigen: Gerade in bestehenden Netzen beschleunigt Biomasse die sofortige CO₂-Reduktion  und stützt die  Versorgungssicherheit.


Niederösterreich & EVN: Naturwärme als regionales Erfolgsmodell


Die EVN Wärme treibt seit Jahren den Ausbau regionaler Biomasse-Wärmenetze voran - rund 80 Biomasseanlagen versorgen heute Gemeinden in Niederösterreich (und Teilen OÖ), etwa zwei Drittel der kommunalen Fernwärme stammen bereits aus Biomasse. Großprojekte wie das überregionale Naturwärmenetz Thermenregion (rund 150 km) verbinden Erzeugung und Nachfrage effizient über Gemeindegrenzen hinweg.


Biomasse-Heizwerke – etwa in Mödling, Baden, Krems oder Horn – versorgen Haushalte, Betriebe und öffentliche Einrichtungen verlässlich. Beispiele wie das Biomasseheizwerk  Gänserndorf (3 MW, ca. 9 km Netz) zeigen, wie Hackschnitzel aus der Region fossile Brennstoffe vollständig ersetzen.


Wohin die Reise geht: Wärmeplanung & neue Technologien


Mit kommunaler Wärmeplanung und Tools wie der Austrian Heat Map lassen sich Wärmequellen (Biomasse, Abwärme, Geothermie, Solarthermie) und Wärmebedarf räumlich präzise zusammenbringen als Basis für Investitionen in Netzerweiterung, Niedertemperatur-Netze und Saisonspeicher. Österreichische und europäische Studien sehen hier großes CO₂-Minderungspotenzial und langfristig sinkende Systemkosten