Geschäftsverlauf im Geschäftsjahr 2021/22
15. Dezember 2022
Highlights
Konzernergebnis um 35,6 % unter Vorjahr, Dividendenvorschlag mit 0,52 Euro je Aktie auf Vorjahresniveau
Geschäftsfelder des Konzerns von Verwerfungen auf Energiemärkten unterschiedlich betroffen EVN
Klimainitiative für die Energiezukunft:
- Windkraft- und Photovoltaikprojekte mit insgesamt rund 90 MW derzeit in Errichtung
- Anteil erneuerbare Stromerzeugung 66,8 %
Erstmalige Berichterstattung gemäß EU-Taxonomie-Verordnung zur Taxonomiefähigkeit und -konformität
Investitionen mit 564 Mio. Euro auf einem Höchststand
- Davon rund drei Viertel in Netzinfrastruktur, erneuerbare Erzeugung und Wasserversorgung in Niederösterreich
- Rund 85 % der Investitionen erfolgten in taxonomiekonforme Geschäftsfelder
Kennzahlen
- Umsatz: +69,6 % auf 4.062,2 Mio. Euro
- EBIT: –14,2 % auf 331,6 Mio. Euro
- Konzernergebnis: –35,6 % auf 209,6 Mio. Euro
- Nettoverschuldung: +53,0 % auf 1.245,1 Mio. Euro
Energiewirtschaftliches Umfeld
Im Geschäftsjahr 2021/22 lag die Heizgradsumme in allen drei Kernmärkten der EVN über dem langjährigen Durchschnitt, in Österreich aber unter, in Bulgarien etwas über und in Nordmazedonien deutlich über dem Vorjahresniveau. Die wirtschaftlichen und geopolitischen Entwicklungen der vergangenen eineinhalb Jahre führten zu massiven Verwerfungen auf den Energiemärkten. Die konjunkturellen Aufholeffekte nach Covid-19, der Krieg in der Ukraine sowie revisionsbedingt geringere Erzeugungskapazitäten in französischen Atomkraftwerken führten kombiniert mit der geringen Wasserführung der Flüsse zu einem markanten Anstieg der Energiepreise in Europa. Der durchschnittliche EEX-Börsepreis für Erdgas unterlag, auch aufgrund der Unsicherheiten im Zusammenhang mit den laufenden Gaslieferungen, gravierenden Schwankungen und vervielfachte sich in der Berichtsperiode. Die Spotmarktpreise für Grund- und Spitzenlaststrom lagen wegen des markanten Anstiegs der Primärenergiepreise, aber auch aufgrund einer Verknappung des Erzeugungsangebots ebenfalls um ein Vielfaches über dem Vergleichswert des Vorjahres.
EBITDA, EBIT und Konzernergebnis unter Vorjahresniveau
Die Umsatzerlöse der EVN beliefen sich im Geschäftsjahr 2021/22 auf 4.062,2 Mio. Euro und verzeichneten damit gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg um 69,6 %. Zurückzuführen war dies auf eine Vielzahl von Einzeleffekten: In Südosteuropa brachten vor allem die stark gestiegenen Strompreise deutliche Zuwächse im Energievertrieb. Weitere wichtige Impulse lieferten Preiseffekte in der erneuerbaren Stromerzeugung, Preisanpassungen bei der EVN Wärme, höhere Umsatzerlöse aus dem Erdgashandel, positive Bewertungseffekte aus Absicherungsgeschäften, ein Anstieg der Abrufe des Kraftwerks Theiß zur Netzstabilisierung durch den österreichischen Übertragungsnetzbetreiber sowie die Auftragsabarbeitung im internationalen Projektgeschäft.
Die sonstigen betrieblichen Erträge waren im Vorjahr positiv durch Einmaleffekte im Zusammenhang mit dem Kraftwerk Walsum 10 geprägt gewesen. Durch deren Entfall reduzierte sich diese Position im Periodenvergleich um 56,2 % auf 109,5 Mio. Euro. Angesichts der Verwerfungen auf den Energiemärkten nahm der Aufwand für Fremdstrombezug und Energieträger – er belief sich auf 2.278,2 Mio. Euro (Vorjahr: 1.064,7 Mio. Euro) – stark zu. Am deutlichsten wirkten sich hier die analog zu den Umsatzerlösen massiv gestiegenen Energiebeschaffungskosten in Südosteuropa, der höhere Primärenergieaufwand für das häufiger eingesetzte Kraftwerk Theiß sowie die höheren Beschaffungskosten der EVN Wärme aus. Die Fremdleistungen und der sonstige Materialaufwand nahmen korrespondierend zur Umsatzentwicklung im internationalen Projektgeschäft um 38,9 % auf 707,1 Mio. Euro zu.
Höhere Forderungswertberichtigungen in Nordmazedonien führten zu einer Zunahme der sonstigen betrieblichen Aufwendungen um 40,1 % auf 158,4 Mio. Euro. Der Ergebnisanteil der at Equity einbezogenen Unternehmen mit operativem Charakter reduzierte sich um 58,7 % auf 98,9 Mio. Euro, zum Großteil hervorgerufen durch gestiegene Beschaffungskosten für Strom und Erdgas bei der Vertriebsgesellschaft EVN KG. Im Vorjahr waren in dieser Position zudem Wertaufholungen bei Wasserkraftwerksbeteiligungen in Deutschland und Albanien enthalten gewesen. Die gestiegene Nachfrage nach Gasspeichern führte zu einem höheren Ergebnisbeitrag der RAG. Auf Basis dieser Entwicklungen lag das EBITDA der EVN im Berichtszeitraum mit 754,8 Mio. Euro um 9,8 % unter dem Vorjahresniveau.
Bereits im zweiten Quartal 2021/22 hatte die durch globale Verwerfungen geänderte Risiko- und Ertragserwartung des Konzerns für zukünftige Projekte eine Wertminderung des Firmenwerts des internationalen Projektgeschäfts sowie des Restbuchwerts der beiden klärschlammbetriebenen Blockheizkraftwerke in Moskau notwendig gemacht. Im Rahmen der Werthaltigkeitsprüfungen per 30. September 2022 musste zudem eine Wertminderung auf das Erdgasnetz der Netz Niederösterreich vorgenommen werden. Weitere zum Bilanzstichtag erforderliche Wertminderungen betrafen Fernwärmeanlagen in Niederösterreich und Bulgarien, denen eine Wertaufholung beim Windpark Kavarna in Bulgarien entgegenstand. Auf dieser Basis reduzierte sich das EBIT um 14,2 % auf 331,6 Mio. Euro.
Das Finanzergebnis der EVN ging im Berichtszeitraum – trotz der mit 1,05 Euro je Aktie höheren Dividende der Verbund AG für das Geschäftsjahr 2021 (Vorjahr: 0,75 Euro je Aktie) und einem nach planmäßiger Tilgung der im April 2022 fälligen Anleihe (Nominale: 300 Mio. Euro) geringeren Zinsaufwand – um 52,5 % auf –30,5 Mio. Euro zurück. Belastet wurde es durch Fremdwährungskursentwicklungen und die Wertberichtigung einer Ausleihung sowie die im aktuellen Börseumfeld rückläufige Performance des R138-Fonds. Per Saldo belief sich das Konzernergebnis auf 209,6 Mio. Euro. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Rückgang um 35,6 %.
Solide Bilanzstruktur, umfassendes Investitionsprogramm und EU-Taxonomie-Verordnung
Die EVN verfügt über eine solide und stabile Kapitalstruktur, die eine gute Grundlage für die Umsetzung des gemäß EVN Strategie 2030 umfassenden Investitionsprogramms bildet. Etwa drei Viertel der Investitionen entfallen auf die Bereiche erneuerbare Erzeugung, Netzinfrastruktur und Trinkwasserversorgung in Niederösterreich. Damit nimmt die EVN bei zentralen Zukunftsthemen eine Schlüsselrolle ein.
Für das Geschäftsjahr 2021/22 ist die EVN erstmals zur Berichterstattung der taxonomiefähigen Anteile an Umsatz, OpEx und CapEx sowie ausgewählter qualitativer Angaben betreffend „Klimaschutz“ und „Anpassung an den Klimawandel“ gemäß Art. 8 der EU-Taxonomie-Verordnung verpflichtet. Um einen umfassenden Eindruck zu vermitteln, wurden – freiwillig und vor einer gesetzlichen Verpflichtung – auch bereits die taxonomiekonformen Anteile für Umsatz, CapEx und OpEx berichtet. Im Berichtszeitraum belief sich der taxonomiekonforme CapEx-Anteil – somit: Investitionen für ökologisch nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten – auf rund 85 %.
Energie. Wasser. Leben. – Entwicklungen im Energie- und Umweltgeschäft
EVN Klimainitiative
Im Rahmen der Strategie 2030 und der EVN Klimainitiative verfolgt die EVN u. a. das Ziel, ihre konzernweite Windkraftkapazität bis 2030 bei entsprechenden energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit Projekten in Niederösterreich und Bulgarien auf 750 MW zu steigern. Zudem soll auch ein konzernweites Potenzial an Photovoltaik-Projekten in Niederösterreich, Bulgarien und Nordmazedonien mit einer installierten Leistung von insgesamt 300 MW realisiert werden. Per 30. September 2022 verfügte die EVN über eine installierte Stromerzeugungskapazität aus erneuerbaren Energien von insgesamt 771 MW (davon Windkraft: 407 MW). Im Berichtszeitraum wurde der Windpark in Schildberg mit 12,6 MW errichtet. Drei weitere Windparks (Repowering in Japons mit 12,6 MW, Neuerrichtungen in Palterndorf-Dobermannsdorf sowie Großkrut-Altlichtenwarth mit 42 MW bzw. 12,4 MW) sowie Photovoltaikanlagen in Trumau (10 MW) und Grafenwörth (EVN-Anteil rund 12,3 MW) befinden sich derzeit in der Bauphase.
Energiegeschäft
Im Geschäftsjahr 2021/22 verzeichnete die Stromerzeugung aus erneuerbarer Energie einen Rückgang um 1,5 % auf 2.248 GWh. Das im Jahresvergleich gestiegene Winddargebot konnte die rückläufige Wasserführung nur teilweise kompensieren. Der Anteil der erneuerbaren Erzeugung lag im Berichtszeitraum bei 66,8 % (Vorjahr: 57,1 %). Bei den thermischen Kraftwerken sorgte die im vorigen Geschäftsjahr per 30. September 2021 erfolgte Veräußerung der 49 %-Beteiligung am Kraftwerk Walsum 10 ebenfalls für einen Rückgang des Erzeugungsvolumens. Dieser wurde jedoch durch häufigere Abrufe des Kraftwerks Theiß zur Netzstabilisierung durch den österreichischen Übertragungsnetzbetreiber gedämpft. Insgesamt reduzierte sich die thermische Erzeugung um 34,8 % auf 1.117 GWh.
Umwelt- und Wassergeschäft
Die Verbesserung der Versorgungssicherheit und -qualität der Trinkwasserversorgung in Niederösterreich bildet weiterhin einen zentralen Investitionsschwerpunkt der EVN. Im März 2022 startete in Petronell-Carnuntum der kommerzielle Vollbetrieb der bereits fünften Naturfilteranlage im Versorgungsgebiet der EVN. Auch bei der Errichtung einer neuen, 60 km langen Transportleitung von Krems nach Zwettl zur langfristigen Absicherung der Wasserversorgung im Wald- und Weinviertel konnten wesentliche Meilensteine erreicht werden: der erste von drei Bauabschnitten der Leitung ist bereits in Betrieb und für den Hochbehälter in Pallweis erfolgte der operative Start. Im internationalen Projektgeschäft arbeitete die WTE Wassertechnik zum Stichtag 30. September 2022 an der Planung und Errichtung von insgesamt 14 Projekten in Deutschland, Polen, Litauen, Rumänien, Bahrain und Kuwait.
Ausblick für das Geschäftsjahr 2022/23
Für das Geschäftsjahr 2022/23 erwartet die EVN unter Annahme eines stabilen regulatorischen Umfelds sowie absehbarer energiepolitischer und steuerrechtlicher Rahmenbedingungen ein Konzernergebnis, das sich an der Höhe des Vorjahres orientieren und in einer Bandbreite von etwa 190 Mio. bis 250 Mio. Euro liegen wird. Der Ergebnisbeitrag aus der Beteiligung an der Verbund AG für das Geschäftsjahr 2022 ist dabei vorerst nicht berücksichtigt. Die Dividendenausschüttung der EVN aus der operativen Geschäftstätigkeit soll zumindest auf dem Niveau des Vorjahres (0,52 Euro pro Aktie) gehalten werden. Die EVN beabsichtigt, ihre Aktionär*innen an zusätzlichen Ergebnissteigerungen in angemessener Höhe zu beteiligen.
Die Investitionen der EVN mit den Schwerpunkten Netze, erneuerbare Erzeugung und Trinkwasserversorgung werden ungeachtet der aktuellen volks- und energiewirtschaftlichen Entwicklungen plangemäß umgesetzt und damit weiterhin auf einem Niveau über 500 Mio. Euro p. a. liegen. Dies festigt die Position der EVN als führende Infrastrukturbetreiberin in Niederösterreich und bildet die Grundlage für weiteres Wachstum im stabilen Heimmarkt.
Konzernergebnis um 35,6 % unter Vorjahr, Dividendenvorschlag mit 0,52 Euro je Aktie auf Vorjahresniveau
Geschäftsfelder des Konzerns von Verwerfungen auf Energiemärkten unterschiedlich betroffen EVN
Klimainitiative für die Energiezukunft:
- Windkraft- und Photovoltaikprojekte mit insgesamt rund 90 MW derzeit in Errichtung
- Anteil erneuerbare Stromerzeugung 66,8 %
Erstmalige Berichterstattung gemäß EU-Taxonomie-Verordnung zur Taxonomiefähigkeit und -konformität
Investitionen mit 564 Mio. Euro auf einem Höchststand
- Davon rund drei Viertel in Netzinfrastruktur, erneuerbare Erzeugung und Wasserversorgung in Niederösterreich
- Rund 85 % der Investitionen erfolgten in taxonomiekonforme Geschäftsfelder
Kennzahlen
- Umsatz: +69,6 % auf 4.062,2 Mio. Euro
- EBIT: –14,2 % auf 331,6 Mio. Euro
- Konzernergebnis: –35,6 % auf 209,6 Mio. Euro
- Nettoverschuldung: +53,0 % auf 1.245,1 Mio. Euro
Energiewirtschaftliches Umfeld
Im Geschäftsjahr 2021/22 lag die Heizgradsumme in allen drei Kernmärkten der EVN über dem langjährigen Durchschnitt, in Österreich aber unter, in Bulgarien etwas über und in Nordmazedonien deutlich über dem Vorjahresniveau. Die wirtschaftlichen und geopolitischen Entwicklungen der vergangenen eineinhalb Jahre führten zu massiven Verwerfungen auf den Energiemärkten. Die konjunkturellen Aufholeffekte nach Covid-19, der Krieg in der Ukraine sowie revisionsbedingt geringere Erzeugungskapazitäten in französischen Atomkraftwerken führten kombiniert mit der geringen Wasserführung der Flüsse zu einem markanten Anstieg der Energiepreise in Europa. Der durchschnittliche EEX-Börsepreis für Erdgas unterlag, auch aufgrund der Unsicherheiten im Zusammenhang mit den laufenden Gaslieferungen, gravierenden Schwankungen und vervielfachte sich in der Berichtsperiode. Die Spotmarktpreise für Grund- und Spitzenlaststrom lagen wegen des markanten Anstiegs der Primärenergiepreise, aber auch aufgrund einer Verknappung des Erzeugungsangebots ebenfalls um ein Vielfaches über dem Vergleichswert des Vorjahres.
EBITDA, EBIT und Konzernergebnis unter Vorjahresniveau
Die Umsatzerlöse der EVN beliefen sich im Geschäftsjahr 2021/22 auf 4.062,2 Mio. Euro und verzeichneten damit gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg um 69,6 %. Zurückzuführen war dies auf eine Vielzahl von Einzeleffekten: In Südosteuropa brachten vor allem die stark gestiegenen Strompreise deutliche Zuwächse im Energievertrieb. Weitere wichtige Impulse lieferten Preiseffekte in der erneuerbaren Stromerzeugung, Preisanpassungen bei der EVN Wärme, höhere Umsatzerlöse aus dem Erdgashandel, positive Bewertungseffekte aus Absicherungsgeschäften, ein Anstieg der Abrufe des Kraftwerks Theiß zur Netzstabilisierung durch den österreichischen Übertragungsnetzbetreiber sowie die Auftragsabarbeitung im internationalen Projektgeschäft.
Die sonstigen betrieblichen Erträge waren im Vorjahr positiv durch Einmaleffekte im Zusammenhang mit dem Kraftwerk Walsum 10 geprägt gewesen. Durch deren Entfall reduzierte sich diese Position im Periodenvergleich um 56,2 % auf 109,5 Mio. Euro. Angesichts der Verwerfungen auf den Energiemärkten nahm der Aufwand für Fremdstrombezug und Energieträger – er belief sich auf 2.278,2 Mio. Euro (Vorjahr: 1.064,7 Mio. Euro) – stark zu. Am deutlichsten wirkten sich hier die analog zu den Umsatzerlösen massiv gestiegenen Energiebeschaffungskosten in Südosteuropa, der höhere Primärenergieaufwand für das häufiger eingesetzte Kraftwerk Theiß sowie die höheren Beschaffungskosten der EVN Wärme aus. Die Fremdleistungen und der sonstige Materialaufwand nahmen korrespondierend zur Umsatzentwicklung im internationalen Projektgeschäft um 38,9 % auf 707,1 Mio. Euro zu.
Höhere Forderungswertberichtigungen in Nordmazedonien führten zu einer Zunahme der sonstigen betrieblichen Aufwendungen um 40,1 % auf 158,4 Mio. Euro. Der Ergebnisanteil der at Equity einbezogenen Unternehmen mit operativem Charakter reduzierte sich um 58,7 % auf 98,9 Mio. Euro, zum Großteil hervorgerufen durch gestiegene Beschaffungskosten für Strom und Erdgas bei der Vertriebsgesellschaft EVN KG. Im Vorjahr waren in dieser Position zudem Wertaufholungen bei Wasserkraftwerksbeteiligungen in Deutschland und Albanien enthalten gewesen. Die gestiegene Nachfrage nach Gasspeichern führte zu einem höheren Ergebnisbeitrag der RAG. Auf Basis dieser Entwicklungen lag das EBITDA der EVN im Berichtszeitraum mit 754,8 Mio. Euro um 9,8 % unter dem Vorjahresniveau.
Bereits im zweiten Quartal 2021/22 hatte die durch globale Verwerfungen geänderte Risiko- und Ertragserwartung des Konzerns für zukünftige Projekte eine Wertminderung des Firmenwerts des internationalen Projektgeschäfts sowie des Restbuchwerts der beiden klärschlammbetriebenen Blockheizkraftwerke in Moskau notwendig gemacht. Im Rahmen der Werthaltigkeitsprüfungen per 30. September 2022 musste zudem eine Wertminderung auf das Erdgasnetz der Netz Niederösterreich vorgenommen werden. Weitere zum Bilanzstichtag erforderliche Wertminderungen betrafen Fernwärmeanlagen in Niederösterreich und Bulgarien, denen eine Wertaufholung beim Windpark Kavarna in Bulgarien entgegenstand. Auf dieser Basis reduzierte sich das EBIT um 14,2 % auf 331,6 Mio. Euro.
Das Finanzergebnis der EVN ging im Berichtszeitraum – trotz der mit 1,05 Euro je Aktie höheren Dividende der Verbund AG für das Geschäftsjahr 2021 (Vorjahr: 0,75 Euro je Aktie) und einem nach planmäßiger Tilgung der im April 2022 fälligen Anleihe (Nominale: 300 Mio. Euro) geringeren Zinsaufwand – um 52,5 % auf –30,5 Mio. Euro zurück. Belastet wurde es durch Fremdwährungskursentwicklungen und die Wertberichtigung einer Ausleihung sowie die im aktuellen Börseumfeld rückläufige Performance des R138-Fonds. Per Saldo belief sich das Konzernergebnis auf 209,6 Mio. Euro. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Rückgang um 35,6 %.
Solide Bilanzstruktur, umfassendes Investitionsprogramm und EU-Taxonomie-Verordnung
Die EVN verfügt über eine solide und stabile Kapitalstruktur, die eine gute Grundlage für die Umsetzung des gemäß EVN Strategie 2030 umfassenden Investitionsprogramms bildet. Etwa drei Viertel der Investitionen entfallen auf die Bereiche erneuerbare Erzeugung, Netzinfrastruktur und Trinkwasserversorgung in Niederösterreich. Damit nimmt die EVN bei zentralen Zukunftsthemen eine Schlüsselrolle ein.
Für das Geschäftsjahr 2021/22 ist die EVN erstmals zur Berichterstattung der taxonomiefähigen Anteile an Umsatz, OpEx und CapEx sowie ausgewählter qualitativer Angaben betreffend „Klimaschutz“ und „Anpassung an den Klimawandel“ gemäß Art. 8 der EU-Taxonomie-Verordnung verpflichtet. Um einen umfassenden Eindruck zu vermitteln, wurden – freiwillig und vor einer gesetzlichen Verpflichtung – auch bereits die taxonomiekonformen Anteile für Umsatz, CapEx und OpEx berichtet. Im Berichtszeitraum belief sich der taxonomiekonforme CapEx-Anteil – somit: Investitionen für ökologisch nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten – auf rund 85 %.
Energie. Wasser. Leben. – Entwicklungen im Energie- und Umweltgeschäft
EVN Klimainitiative
Im Rahmen der Strategie 2030 und der EVN Klimainitiative verfolgt die EVN u. a. das Ziel, ihre konzernweite Windkraftkapazität bis 2030 bei entsprechenden energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit Projekten in Niederösterreich und Bulgarien auf 750 MW zu steigern. Zudem soll auch ein konzernweites Potenzial an Photovoltaik-Projekten in Niederösterreich, Bulgarien und Nordmazedonien mit einer installierten Leistung von insgesamt 300 MW realisiert werden. Per 30. September 2022 verfügte die EVN über eine installierte Stromerzeugungskapazität aus erneuerbaren Energien von insgesamt 771 MW (davon Windkraft: 407 MW). Im Berichtszeitraum wurde der Windpark in Schildberg mit 12,6 MW errichtet. Drei weitere Windparks (Repowering in Japons mit 12,6 MW, Neuerrichtungen in Palterndorf-Dobermannsdorf sowie Großkrut-Altlichtenwarth mit 42 MW bzw. 12,4 MW) sowie Photovoltaikanlagen in Trumau (10 MW) und Grafenwörth (EVN-Anteil rund 12,3 MW) befinden sich derzeit in der Bauphase.
Energiegeschäft
Im Geschäftsjahr 2021/22 verzeichnete die Stromerzeugung aus erneuerbarer Energie einen Rückgang um 1,5 % auf 2.248 GWh. Das im Jahresvergleich gestiegene Winddargebot konnte die rückläufige Wasserführung nur teilweise kompensieren. Der Anteil der erneuerbaren Erzeugung lag im Berichtszeitraum bei 66,8 % (Vorjahr: 57,1 %). Bei den thermischen Kraftwerken sorgte die im vorigen Geschäftsjahr per 30. September 2021 erfolgte Veräußerung der 49 %-Beteiligung am Kraftwerk Walsum 10 ebenfalls für einen Rückgang des Erzeugungsvolumens. Dieser wurde jedoch durch häufigere Abrufe des Kraftwerks Theiß zur Netzstabilisierung durch den österreichischen Übertragungsnetzbetreiber gedämpft. Insgesamt reduzierte sich die thermische Erzeugung um 34,8 % auf 1.117 GWh.
Umwelt- und Wassergeschäft
Die Verbesserung der Versorgungssicherheit und -qualität der Trinkwasserversorgung in Niederösterreich bildet weiterhin einen zentralen Investitionsschwerpunkt der EVN. Im März 2022 startete in Petronell-Carnuntum der kommerzielle Vollbetrieb der bereits fünften Naturfilteranlage im Versorgungsgebiet der EVN. Auch bei der Errichtung einer neuen, 60 km langen Transportleitung von Krems nach Zwettl zur langfristigen Absicherung der Wasserversorgung im Wald- und Weinviertel konnten wesentliche Meilensteine erreicht werden: der erste von drei Bauabschnitten der Leitung ist bereits in Betrieb und für den Hochbehälter in Pallweis erfolgte der operative Start. Im internationalen Projektgeschäft arbeitete die WTE Wassertechnik zum Stichtag 30. September 2022 an der Planung und Errichtung von insgesamt 14 Projekten in Deutschland, Polen, Litauen, Rumänien, Bahrain und Kuwait.
Ausblick für das Geschäftsjahr 2022/23
Für das Geschäftsjahr 2022/23 erwartet die EVN unter Annahme eines stabilen regulatorischen Umfelds sowie absehbarer energiepolitischer und steuerrechtlicher Rahmenbedingungen ein Konzernergebnis, das sich an der Höhe des Vorjahres orientieren und in einer Bandbreite von etwa 190 Mio. bis 250 Mio. Euro liegen wird. Der Ergebnisbeitrag aus der Beteiligung an der Verbund AG für das Geschäftsjahr 2022 ist dabei vorerst nicht berücksichtigt. Die Dividendenausschüttung der EVN aus der operativen Geschäftstätigkeit soll zumindest auf dem Niveau des Vorjahres (0,52 Euro pro Aktie) gehalten werden. Die EVN beabsichtigt, ihre Aktionär*innen an zusätzlichen Ergebnissteigerungen in angemessener Höhe zu beteiligen.
Die Investitionen der EVN mit den Schwerpunkten Netze, erneuerbare Erzeugung und Trinkwasserversorgung werden ungeachtet der aktuellen volks- und energiewirtschaftlichen Entwicklungen plangemäß umgesetzt und damit weiterhin auf einem Niveau über 500 Mio. Euro p. a. liegen. Dies festigt die Position der EVN als führende Infrastrukturbetreiberin in Niederösterreich und bildet die Grundlage für weiteres Wachstum im stabilen Heimmarkt.